Das gute Deutsch, das Deutsch der Dichter und Denker, soll langsam, aber sicher aussterben?
Das gute Deutsch, das Deutsch der Dichter und Denker, soll langsam, aber sicher aussterben?
Besonders der Jugend wird diese Entwicklung immer wieder vorgeworfen. Zu sehr würden sich englische Begriffe etablieren und die deutsche Sprache mit einer schieren Anglizismen-Flut überschwemmen. Doch aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist diese Veränderung der Sprache kein Anzeichen für einen drohenden Untergang. Bei näherer Betrachtung der Sprache als System wird offensichtlich, dass Deutsch in seiner gesamten Geschichte niemals ein starres und unbewegliches Konstrukt war.
Diese Entwicklung ist gerade auch an den großen Dichtern und Denkern der deutschen Sprache zu erkennen. So schreibt heutzutage niemand mehr wie Johann Wolfgang von Goethe vor 200 Jahren. Und selbst der weltberühmte Autor von „Faust“ drückte sich wiederum gänzlich anders aus, als Walther von der Vogelweide in seinem Minnesang, der noch einmal 500 Jahre vor Goethe lebte. Letztendlich unterliegt auch die deutsche Sprache – wie auch jede andere Sprache – einem langsamen und ständig weitervollzogenen Wandel.
Von Englisch zu Deutsch: Anglizismen durchziehen unsere Sprache
Wurden früher viele Begriffe aus dem Lateinischen und dem Französischen übernommen, ist es heutzutage das Englische, das den modernen Sprachgebrauch prägt. Dabei werden die Anglizismen größtenteils nicht mehr eingedeutscht, sondern schlichtweg beibehalten, wie beispielsweise „CD“ oder „Internet“. Eine Besonderheit ist dabei das Aufkommen von sogenannten Scheinanglizismen. Wörter wie „Handy“ mögen englisch klingen, eine englischsprachige Person wird jedoch kaum wissen, dass dies die gängige deutsche Bezeichnung für ein „cellphone“ oder „mobile phone“ ist.
Vor 200 Jahren: Sprachpuristen und der Untergang des Deutschen
Die auch heutzutage kritisierte Unterwanderung der Sprache stieß bereits im 17. und 18. Jahrhundert den sogenannten Sprachpuristen säuerlich auf. Diese arbeiteten unter dem Vorsatz, die deutsche Sprache von Fremd- und Lehnwörtern zu befreien, indem diese „Fremdwörter“ stattdessen durch passende deutsche Wörter ersetzt wurden.
Ein Lehnwort bezeichnet ein Wort, das zwar aus einer Fremdsprache stammt, aber in der Aussprache, Orthografie und Flexion der Sprache angeglichen wurde. So wie beispielsweise das lateinische Wort „fenestra“, das zum deutschen „Fenster“ wurde. Das ursprünglich germanische Wort „Windauge“ (vgl. im Englischen „wind-ow“) wurde dadurch völlig aus dem Sprachgebrauch getilgt.
Goethe sprach sich für die Bereicherung der Sprache aus
Einer der berühmtesten Kritiker der Sprachpuristen war dabei Goethe selbst. Dieser setzte sich dafür ein, dass Fremdwörter nicht verpönt, sondern produktiv aufgenommen werden sollten. So sprach er sich in seinen Schriften zur Kunst und Literatur dafür aus, die Muttersprache zugleich zu reinigen und zu bereichern, indem unbrauchbare Wörter gestrichen und nützliche Wörter – auch aus fremden Sprachen – übernommen werden.
In den mit Schiller verfassten „Xenien“ machte er sich dazu noch über die Pedanterie der Sprachpuristen offen lustig: „Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern. Nun so sage doch, Freund, wie man Pedant verdeutscht.“
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